Utente:Ciclofi/sandbox/sharedspace: differenze tra le versioni

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Von 2004 bis 2008 wurde ''{{lang|en|Shared Space}}'' testweise im Rahmen des Infrastrukturförderprogramms ''{{lang|en|[[INTERREG]] North Sea Region Programme}}'' der [[Europäische Union|Europäischen Union]] in sieben Gemeinden in Belgien, Dänemark, Deutschland, England und den Niederlanden verwirklicht.<ref>Belgien: [[Ostende]]; Dänemark: [[Ejby Kommune|Ejby]]; Deutschland: [[Bohmte]]; England: [[Suffolk]]; Niederlande: [[Emmen (Drenthe)|Emmen]], [[Friesland (Provinz)|Friesland]], [[Haren (Groningen)|Haren]]</ref> Der Begriff „{{lang|en|Shared Space}}“ geht auf den britischen Verkehrsplaner Ben Hamilton-Baillie zurück.<ref>{{internetquelle |url=http://www.hamilton-baillie.co.uk/_files/_publications/6-1.pdf | autor= Ben Hamilton-Baillie|titel=What is Shared Space? |zugriff=16. Oktober 2008|sprache=Englisch|format=PDF; 1,3&nbsp;MB}}</ref> Der [[Anglizismus]] ist in Deutschland häufig Anstoß für Kritik, was das [[Hamburger Abendblatt]] zum Anlass nahm, einen Ideenwettbewerb zur Etablierung eines geeigneten deutschen Begriffs durchzuführen.<ref>Hamburger Abendblatt: ''„Gemeinschaftsstraße“ statt „Share Space“''. 1. September 2008.</ref><ref>Hamburger Abendblatt: ''Shared Space: Top Ten der Leserzuschriften''. 14. Januar 2009.</ref> Inzwischen wird der Begriff teilweise synonym mit dem Begriff der „Gemeinschaftsstraße“ verwendet.<ref>{{internetquelle |url=http://www.fr-online.de/rhein-main/eine-gemeinschaftsstrasse-fuer-alle/-/1472796/3194496/-/index.html |hrsg=Frankfurter Rundschau | autor=Jürgen Schultheiß |titel=Eine Gemeinschaftsstraße für alle |zugriff= 3. August 2011 | datum= 25. Januar 2010 | sprache=Deutsch}}</ref>
 
== Theoretischer Ansatz des {{lang|en|Shared Space}} ==
[[Datei:Schilderwald in Passau.jpg|mini|Überbeschilderung kann zu [[Reizüberflutung]] führen]]
[[Datei:Centrumharen.jpg|mini|''{{lang|en|Shared Space}}'' in [[Haren (Groningen)|Haren]], Niederlande: Keine Verkehrszeichen, nivelliertes Straßenland und lediglich orientierende „Begrenzungen“ für die Verkehrsteilnehmer]]
=== Leitidee ===
''{{lang|en|Shared Space}}'' sieht vor, den [[Öffentlicher Raum|öffentlichen Raum]] für den Menschen aufzuwerten. Der Grundgedanke ist, dass der Verkehrsraum überreguliert ist. Dies zeigt sich durch [[Verkehrszeichen|Überbeschilderung]] <ref>{{internetquelle |url=http://www.adac.de/Tests/Mobilitaet_und_Reise/schilderwald/Telefon_Umfrage/default.asp | hrsg= [[ADAC]]|titel=Telefon-Umfrage: Viele Schilder sind überflüssig|zugriff=24. März 2009}}</ref><ref>{{internetquelle |url=http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,72898,00.html | hrsg= [[Spiegel Online]]|titel=Schilderwald soll gelichtet werden – Mehrkosten in Millionenhöhe|zugriff=20. März 2009|datum=14. April 2000}}</ref> und ist teilweise nicht verkehrsinduziert, sondern rechtlich bedingt.<ref>{{internetquelle |url=http://wiso.zdf.de/ZDFde/inhalt/23/0,1872,2185335,00.html | hrsg= [[WISO (Fernsehsendung)|ZDF WISO]]|titel=Schilderwald in deutschen Städten|zugriff=24. März 2009|datum=30. August 2004}}</ref> Statt einer dominanten Stellung des motorisierten Verkehrs soll der gesamte Verkehr mit dem [[Sozial|sozialen Leben]] und der [[Kultur]] und [[Geschichte]] des Raums im Gleichgewicht stehen. Durch Entfernen der Kanalwirkung der Straßen sollen die Orte wieder Persönlichkeit erlangen. Verkehrsteilnehmer und Nutzungen sollen im Straßenland gleichwertig nebeneinander existieren und sich den Raum teilen. Zusätzlich zur Lebensqualität soll so auch die [[Verkehrssicherheit]] verbessert werden.
 
Um diese Ziele zu erreichen, verzichtet ''{{lang|en|Shared Space}}'' auf [[Bordstein]]e und Abgrenzungen<ref>vgl. Hamilton-Baillie: ''Shared Space: Reconciling People, Places and Traffic'', S. 163</ref> und setzt stattdessen auf eine orientierende Unterteilung des Straßenraums. Im Zuge einer „Entregelung“ der Verkehrslandschaft sind keinerlei [[Lichtzeichenanlage|Ampeln]] oder Verkehrs- und Hinweisschilder vorgesehen. Die Straßenverkehrsordnungen werden reduziert auf „gegenseitiges Rücksichtnehmen“ und das Rechts-vor-Links-Gebot. Mit diesen Maßnahmen wird eine gewollte Unsicherheit erzeugt, welche die Verkehrsteilnehmer dazu zwingt, den Raum situationsbedingt durch [[Blickkontakt]] mit anderen Verkehrsteilnehmern einzuschätzen. Gleichzeitig wird die Existenz eines durch motorisierten Verkehr dominierten Verkehrsnetzes als notwendig erachtet.<ref>Shared Space: Raum für alle, S. 20</ref>
 
=== Ziel und psychologische Folgen ===
Im Mittelpunkt der Bestrebungen des ''{{lang|en|Shared Space}}'' steht die Neustrukturierung des öffentlichen Raums. Es wird davon ausgegangen, dass räumliche Suggestionen den Menschen mehr ansprechen als Verbote. Durch das Auflösen der klar definierten Unterteilung der Verkehrsfläche soll sich ein neues Raumgefühl einstellen, das verschiedene [[Stadtplanung|stadtplanerische]] Aspekte berücksichtigt.
 
So ergeben sich auch zwischenmenschlich neue Möglichkeiten. Der neu entstandene Raum bietet Platz für [[Café]]s, lädt ein zum [[Flaneur|Flanieren]] und ist eine attraktive Kaufumgebung für den [[Einzelhandel]]. Die Straße wird zum Treffpunkt; das Leben verlagert sich zum Teil auf die Straße. Ebenso bestehen Chancen, den Raum kulturell neu zu gestalten. Die flächigen Verkehrsanlagen laden zu Festen ein; [[Straßenmusik]]er beenden ihr Nischendasein in [[Fußgängerzone]]n. Orte erhalten die Gelegenheit, sich der eigenen Geschichte wieder anzunähern und durch den Verkehr auferlegte Kompromisse rückgängig zu machen. Dadurch erfolgt eine Identitätsstiftung der Orte, die durch die Kanalwirkung und Dominanz der Straßen und die verkehrstechnische Anlagen wie Ampeln oder Schilder zunehmend anonymisiert sind. Im Zuge einer Neugestaltung kann durch [[Sichtachse]]n auf bedeutende Gebäude,<ref>vgl. {{internetquelle |url=http://www.bohmte.de/pics/medien/1_1138790628/_bschlussdoekumentatioen.pdf | titel=Abschlussdokumentation des Planverfahrens in Bohmte|zugriff=20. März 2009|seiten=45 f.|format=PDF; 12,7&nbsp;MB}}</ref> Verwendung passender Straßenpflasterung oder Abschwächung verkehrlicher [[Landschaftszerschneidung|Zerschneidungseffekte]]<ref>vgl. {{internetquelle |url=http://www.sharedspace.eu/en/publications/downloads/doc_download/21-shared-space-final-evaluation--summary | hrsg= Keuning Instituut|titel=Shared Space: Final Evaluation and Results|zugriff=20. März 2009|seiten=20|sprache=Englisch}}</ref> das ursprüngliche Ortsbild wiederhergestellt werden. ''{{lang|en|Shared Space}}'' zielt darauf ab, dass ortsfremde Verkehrsteilnehmer Teil des örtlichen sozialen und kulturellen Gefüges werden und zum Verweilen eingeladen werden. Es wird davon ausgegangen, dass sich jemand, der verweilt, sozialer verhält als jemand, der nur auf der Durchreise ist.
 
{| class="wikitable"
|+ Unterschiede zwischen Verkehrsverhalten und sozialem Verhalten<ref>Shared Space: Raum für alle, S. 16</ref>
|- style="background: #99ccff;"
!
! Verbleibsverhalten
! Soziales Verkehrsverhalten
! Technisches und rechtliches Verkehrsverhalten
|-
| style="font-weight:bold; background: #99ccff;" | Verhaltensmerkmale
| Pluriform und pluralistisch
| Pluralistisch
| Uniform
|- style="background:#c8e6ff;"
| style="font-weight:bold; background: #99ccff;" | Art der Bewegung
| Willkürlich
| Hauptsächlich zielgerichtet
| Sehr zielgerichtet
|-
| style="font-weight:bold; background: #99ccff;" | Angemessenes Tempo
| < 30 km/h
| < 60 km/h
| > 50 km/h
|- style="background:#c8e6ff;"
| style="font-weight:bold; background: #99ccff;" | Vorhersehbarkeit des Verhaltens
| Größtenteils unvorhersehbar
| Eingeschränkt vorhersehbar
| Überwiegend vorhersehbar
|-
| style="font-weight:bold; background: #99ccff;" | Blickkontakt
| Oft
| Eingeschränkt
| Kaum
|- style="background:#c8e6ff;"
| style="font-weight:bold; background: #99ccff;" | Verhaltensfaktoren
| Menschen und Umgebung
| Menschen (und Umgebung)
| Regelsystem
|-
| style="font-weight:bold; background: #99ccff;" | Verhaltensprägender Kontext
| Soziale Umgebung (Menschen) und räumliche Umgebung
| Soziale Umgebung (Menschen) und räumliche Umgebung sowie Basisverkehrsregeln
| Verkehrstechnisches System, Gesetze (Fahrzeuge und Verkehrsumgebung, Straßenkategorie, Verkehrssignale)
|- style="background:#c8e6ff;"
| style="font-weight:bold; background: #99ccff;" | Zu erwartendes Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer
| Verbleibsverhalten, soziales Verkehrsverhalten (beschränkt)
| Verbleibsverhalten, soziales Verkehrsverhalten, technisches und rechtliches Verkehrsverhalten
| Technisches und rechtliches Verkehrsverhalten
|-
| style="font-weight:bold; background: #99ccff;" | Für das Verhalten relevante Signale aus der Umgebung
| Landschaft von Stadt und Land, Gestaltung des öffentlichen Raums
| Landschaft von Stadt und Land, Gestaltung des öffentlichen Raums, Straßengestaltung
| Signale, Schnelligkeit, Straßenoberfläche, Schwellen, Verkehrsschilder und -zeichen, Ampeln
|}
 
[[Datei:Treppchenmodell monderman.svg|mini|hochkant=2|Treppenmodell nach Hans Monderman:<ref>nach Shared Space: Raum für alle, S. 15</ref> Die Bereitschaft schnell zu fahren steigt bereits in den ersten vier Reiseminuten stark an, während sie in der restlichen Reisedauer kontinuierlich&nbsp;– jedoch schwächer&nbsp;– ansteigt. Wird das Modell mit der Lage verschiedener Aufenthaltsorte kombiniert, können Kriterien für den Entwurf des öffentlichen Raums festgelegt werden.]]
 
Die Revitalisierung und Identitätsstiftung der Orte wirkt der Theorie entgegen, wonach motorisierte Verkehrsteilnehmer mit zunehmender Entfernung zum Wohnort eine steigende [[Gleichgültigkeit]] gegenüber den Bewohnern und deren Lebensräumen an der Strecke entwickeln und dadurch höhere Geschwindigkeiten fahren. Der Initiator des ''{{lang|en|Shared Space}}'', Hans Monderman, drückt diesen Zusammenhang in seinem Treppenmodell aus.
 
Gleichzeitig ergibt sich durch fehlende Verkehrsregelungen eine gewollte Unsicherheit, wodurch paradoxerweise ein Sicherheitsgefühl entsteht.<ref>vgl. Adams (1995): ''Risk''.</ref> Einer der Grundsätze des ''{{lang|en|Shared Space}}'' lautet: „Unsicherheit schafft Sicherheit“.<ref>vgl. {{internetquelle |url=http://www.sharedspace.eu/en/publications/downloads/doc_download/21-shared-space-final-evaluation--summary | hrsg= Keuning Instituut|titel=Shared Space: Final Evaluation and Results|zugriff=25. August 2009|seiten=9|sprache=Englisch}}</ref> Durch die zum Teil unübersichtliche [[Verkehrsführung]] ist jeder Verkehrsteilnehmer gezwungen, stetig ein Urteil zu fällen, welche Handlungen die aktuelle Situation erfordern. Aus dem [[Instinkt]] des Menschen, bei einer unklaren Situation vorsichtig und sondierend zu handeln, ergibt sich für die motorisierten Verkehrsteilnehmer eine merklich langsamere Geschwindigkeit.
 
Diese Wirkung erzeugt laut der beteiligten Verkehrsplaner vielschichtige verkehrliche und [[städtebau]]liche Verbesserungen. Wie noch in den Anfangsjahren des Automobils ist die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen den motorisierten und unmotorisierten Verkehrsteilnehmern deutlich geringer als heute, sodass das Unfallrisiko allgemein sinkt. Wenn dennoch ein Unfall geschieht, sind die Schäden meist gering. Mit geringerem Tempo verbessert sich zudem die Fähigkeit, auf andere Verkehrsteilnehmer zu reagieren. Reduzierte Geschwindigkeit bewirkt außerdem eine spürbare [[Lärm]]reduzierung. Zusätzlich verschwinden durch Auflockerung des Raumes und geringere Geschwindigkeiten Zerschneidungseffekte.
 
Kritische Stimmen hinterfragen an dieser Stelle die Leistungsfähigkeit des ''{{lang|en|Shared Space}}''. Versuchsanlagen zeigen jedoch, dass Verkehrsteilnehmer trotz der geringeren Geschwindigkeiten schneller vorankommen. Kontinuierliches Langsamfahren ist sinnvoller als schnelles „Stop&nbsp;& Go“, welches durch Ampeln, parkende Lieferfahrzeuge oder [[Stoppschild]]er verursacht wird. Kontinuierliche Fahrweise vermeidet zudem unnötigen [[Schadstoff]]ausstoß, sodass insgesamt von einer Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität auszugehen ist. Kritiker argumentieren allerdings, dass der Ansatz des ''{{lang|en|Shared Space}}'' die Gerichte durch eine aufgeweichte Rechtslage übermäßig belaste.
 
=== Abgrenzung zu anderen Konzepten der Verkehrsberuhigung ===
 
Im Gegensatz zu Konzepten wie dem Verkehrsberuhigten Bereich oder der Begegnungszone ist ''{{lang|en|Shared Space}}'' keine verkehrsrechtliche Anordnung. Vielmehr beschreibt ''{{lang|en|Shared Space}}'' eine Planungsidee bzw. einen Planungsprozess, vergleichbar mit dem [[Berner Modell]], und gibt Anregungen, wie lebenswerter [[Straßenraumgestaltung|Straßenraum]] gestaltet werden kann. Eine Abgrenzung erfolgt auch durch den Grad der Verregelung: Kaum geregelt (Shared Space) → sehr wenig geregelt (Verkehrsberuhigter Bereich, Begegnungszone) → wenig geregelt ([[Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich]]) → geregelt ([[Tempo-30-Zone]]). Weiterhin lässt sich eine Unterscheidung treffen bezüglich der Nivellierung des Straßenraums, der verträglichen Stärke des Fahrzeugverkehrs sowie der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit:
 
{| class="wikitable"
|-
! !! Tempozone !! Verkehrsberuhigter Bereich !! Begegnungszone !! Shared Space
|-
| Nivellierung || Nein || Möglich || Möglich || Ja
|-
| Fahrzeugverkehr || Wenig || Sehr wenig || Wenig bis stark || Wenig bis stark
|-
| Geschwindigkeit || < 30 km/h || Schrittgeschwindigkeit || < 20 km/h || Angepasst
|}
 
== Note ==